Wer den verträumten Niendorfer Hafen besucht, wer den Geruch nach Tang und Fischen erlebt und das bunte Bild der Fischkutter und Sportboote als beliebtes Motiv für Maler und Fotografen sieht, der fühlt sich, als werfe er einen Blick in längst vergangene Jahrhunderte. Und dennoch ist der Niendorfer Hafen noch nicht einmal 80 Jahre alt. Die Anlage, die sich so reizvoll und harmonisch in die natürliche Umgebung einfügt, wurde erst in den Jahren 1920 und 1922 künstlich angelegt.
Anders als die lübschen Fischer hatten die Fischer aus Niendorf, die ebenfalls zum Fürstentum Lübeck gehörten, keinen eigenen Hafen. Bei stürmischen Ost- und Nordostwinden waren sie davon abhängig, ihre größeren Boote im Travemünder Hafen unterbringen zu müssen, um sie vor Beschädigungen oder Verlust zu schützen. Kleinere Boote wurden auf den Strand gezogen, waren aber auch dort nicht immer vor den Stürmen sicher.
Kein Wunder also, dass die Fischer aus Niendorf schon lange von einem eignen Hafen träumten.
Dass sie ihn schließlich erhielten, hatte aber nichts mit dem Wetter zu tun, sondern mit dem aufkommenden Fremdenverkehr, der sich bis zum 1. Weltkrieg auch in Niendorf immer stärker entwickelte. Die Fischerei blieb zwar die Haupteinnahmequelle des Ortes, es fanden sich jedoch immer mehr „Sommerfrischler“ ein, die das gesunde Ostseeklima und den Strand liebten.
1992 war eine Veränderung vorprogrammiert, als die Gemeinde Timmendorfer Strand das Bädervermögen und somit auch den Niendorfer Hafen in Besitz nahm. Es entstand ein Konzept für einen Yachthafen, 1994 wurde der Niendorfer Hafen ausgebaut: 69 neue Liegeplätze und 15 Jollenplätze für die Segler lockten neues, zahlungskräftiges Publikum in das Ostseebad.
Der kleine Fischereihafen ist über Jahrzehnte der bekannteste an der Lübecker Bucht und eine der meist fotografieren Touristenattraktion an der Ostseeküste. Eine Idylle mit gemächlich tuckernden Fischkuttern, kreischenden Möwen und jenen Buden, in denen “Schorsch sin Dorsch” an den Mann bringt, “kutterfrisch” und immer mit einem Schnack auf den Lippen.
Zehn Jahre später liegen die Pläne zur Neugestaltung des Fischereihafens vor und werden umgesetzt. Es soll einen “schönen, neuen Hafen” geben. Rundum entstehen zurzeit neue Grünflächen, mit elf neuen, modernen Hütten für die Fischer, einem Veranstaltungsplatz, einer neue breitere Holzbrücke über die Aalbeek-Mündung und vielen schönen Sitzplätzen. Und es soll ein weiterer großzügiger Yachthafen entstehen.
(mit freundlicher Genehmigung des Fremdenverkehrsvereins Niendorf)